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Gast Bouschet & Nadine Hilbert – Unground

Künstler*in(nen)
Gast Bouschet, Nadine Hilbert
Kurator*in(nen)
Kevin Muhlen

Die audiovisuelle Installation UNGROUND von Gast Bouschet und Nadine Hilbert ist in den historischen Kellergewölben des Casino Luxembourg zu sehen, einem Ort, der mit seinem „Höhlencharakter" perfekt zu dem düsteren Paralleluniversum passt, das das Künstlerduo mit dieser Arbeit erschaffen hat. Bouschet & Hilbert begreifen die Installation als empirisches Werk, das es im fortschreitenden Hinabsteigen zu erleben gilt, im Abtauchen in die Untiefen einer ganz eigenen Welt.

Die Videos haben Gast Bouschet und Nadine Hilbert zwischen 2010 und 2012 in London und auf Island gedreht. So beginnt UNGROUND mit einigen in der Londoner City aufgenommenen Filmsequenzen, die die Akteure der Finanzwelt und die rastlosen Passantenströme dieses urbanen Milieus zeigen. Die trüben Schwarz-Weiß-Bilder stehen im Zeichen einer Auseinandersetzung mit den massiven Turbulenzen, die die Weltwirtschaft gegenwärtig erschüttern. Je weiter man dann in die dunklen Winkel der Gewölbe vordringt, desto ferner rückt das städtische Leben und weicht vulkanischen Landschaften, Gletschern und menschenleeren Gebieten auf Island. Bei seinem Rundgang durch diese so typischen Landschaften erlebt der Besucher gleichzeitig die Gemeinsamkeiten und Gegensätze zwischen der Finanzwelt und ihren alltäglichen Unwägbarkeiten und der Natur mit ihren ungezügelten Kräften.

2010 legten der Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjöll und die austretende Vulkanasche den europäischen Flugverkehr lahm. Fasziniert von den massiven Auswirkungen, die die Naturgewalten auf den Gang der menschlichen Angelegenheiten haben, wollten Bouschet und Hilbert diese Symbolik auch auf visueller Ebene darstellen: Vor jeder Filmaufnahme brachten sie Vulkanstaub und Eis direkt auf das Objektiv auf, sodass die Bilder teilweise geschwärzte und auch vollkommen opake Stellen aufweisen. Dieser Effekt lässt die Aufnahmen vage und undurchschaubar erscheinen und nimmt dem Betrachter seine visuellen Bezugspunkte. Darüber hinaus begreifen die Künstler das Werk als „Arbeit über die tiefe Krise der Wahrnehmung, die wir gegenwärtig erleben" (Gast Bouschet). Mit dieser sich so offenbarenden Welt verfolgen sie eine metaphysische Auseinandersetzung mit den „archaischen" Kräften, die Bewusstsein und Wirklichkeit bestimmen.

Die mit Musik unterlegten Bilder sind gleichzeitig Auslöser kognitiver Prozesse und physischer Empfindungen. Die Videoaufnahmen aus London wurden von Jason von Gulick vertont, für den zweiten Teil der Ausstellung hat Stephen O'Malley diese Aufgabe übernommen - Ziel war es dabei, zwei sehr unterschiedliche musikalische Welten aufeinanderprallen zu lassen. Die stakkatohaften, nervösen Rhythmen des Schlagzeugs (van Gulick) sind Widerhall des städtischen Trubels zu Beginn des Rundgangs. Mit dem zunehmend abstrakten Charakter der Bilder und der sich verlangsamenden Zeit und Bewegung werden die Töne tiefer und schleppender (O'Malley). Am 4. Januar 2013 findet eine Konzert-Performance von Jason van Gulick und Stephen O'Malley statt, bei der die Besucher vollständig in das Universum von Unground eintauchen können.

Die Ausstellung wurde 2014 im The CubeSpace Tapei und 2015 in der Fonderie Darling, Montréal präsentiert.

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