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Der Gips

Künstler*in(nen)
Lara Almarcegui
Kurator*in(nen)
Kevin Muhlen

Ausgangspunkt für Lara Almarceguis Projekt ist Gips als Baumaterial für die Ausstellungssäle des Casino Luxembourg: Bei der Untersuchung der geologischen Schichten unter dem Casino ist sie auf das mineralische Pendant des Baumaterials gestoßen, das sich auch zum Abbau eignen würde. Gleichzeitig untersucht sie die Beschaffenheit der architektonischen Hülle, die auf Gips steht und selbst Gips enthält. So entspinnt sich ein assoziatives Spiel zwischen Vorkommen und Eigenschaften des unterirdischen Minerals, zwischen der Architektur des Gebäudes und seiner materiellen Beschaffenheit, aber auch zwischen dem Gebäude und seinem urbanen Kontext.

Die monumentale Installation Der Gips, die den Hauptbereich der Ausstellung einnimmt, besteht aus 20 Tonnen Gipspulver, einem Material, das aus den temporären Ausstellungsräumen stammt, die bis dato die Räume des aus dem 19. Jahrhundert stammenden ehemaligen Casino Bourgeois belegten - und verdeckten. Diese „White Cubes" wurden eingerissen und zermahlen, bis nur noch das Rohmaterial übrig blieb: der Gips. Die Künstlerin konfrontiert uns mit einer auf ihr Baumaterial reduzierten Architektur im Dialog mit ihrer Umgebung, von der sie mehr als zwanzig Jahre umhüllt war.Baumaterialien Casino Luxembourg bildet das negative Gegenstück zur Installation Der Gips. In minutiösen Recherchen und Messungen hat Lara Almarcegui eine Liste aller beim Bau des Casino Luxembourg verwendeten Materialien zusammengestellt. Die aus nüchternen Fakten bestehende, einfach gehaltene Liste stellt den Ausgangszustand des Casino Luxembourg dar, die materielle Realität vor seinem Bau. Die konkrete Liste der Baustoffe wird angesichts der Mengenaufzählungen abstrakt. Ansonsten handelt es sich bei diesen Materialien um das unveränderliche Grundgerüst des Gebäudes, das im Laufe der Jahre zahlreichen Umbauten unterzogen wurde, deren letzter gerade erst beendet wurde.Das Casino Luxembourg ruht auf dem felsigen Fundament der Stadt, wie man im Kellergewölbe des Gebäudes sehen kann. Dieser Fels besteht in erster Linie aus dem sogenannten Luxemburger Sandstein. In ihren neueren Werken hat sich Lara Almarcegui mit der Frage der Besitzrechte an den unterirdischen Erdschichten auseinandergesetzt. Seit einigen Jahren versucht sie, Bergrechte in Gebieten mit Bodenschätzen wie Mineral- oder Erdölvorkommen zu erwerben. Natürlich beabsichtigt die Künstlerin nicht, diese Ressourcen abzubauen; es geht ihr bei dieser demonstrativen Aneignung vielmehr darum, die geologische Struktur unseres Planeten aufzuzeigen und darüber hinaus deutlich zu machen, dass das, was sich unter der Erdoberfläche befindet, fester Bestandteil des an der Oberfläche herrschenden Wirtschaftssystems ist.Für die Arbeit Mineralrechte hat sie sich den Abbau des Gipsvorkommens in den geologischen Schichten etwa 130 Meter unter dem Grundstück in der Rue Notre-Dame vorgenommen. Zusammen mit dem Casino Luxembourg hat die Künstlerin bei der Wasserverwaltung Luxemburg eine bergbauliche Untersuchung hinsichtlich eines möglichen Abbaus der Gipsvorkommen beantragt. Angesichts der Tatsache, dass in Luxemburg seit mehreren Jahrzehnten kein Bergbau mehr betrieben wird, sorgt dieser Antrag für eine Neubelebung der ein wenig in Vergessenheit geratenen Frage der Bergrechte in Luxemburg.Lara Almarcegui erkundet jedoch doch nicht nur den Untergrund, sondern beschäftigt sich in einem Buch mit dem schlichten Titel Luxembourg Souterrain (Untergrund Luxemburg) auch mit dem Problem geologischer Besitzrechte. Wie schon seine Vorgänger Madrid subterráneo und Ivry Souterrain lässt auch dieses Buch den Leser in die Wirklichkeit der Unterwelten von Luxemburg eintauchen. Von den Felsformationen über die mittelalterlichen Kasematten, die Installationsschächte und die Kanalisation bis zu den Straßentunneln zeichnet Luxembourg Souterrain ein Porträt der Stadt, das an der Oberfläche nicht zu erkennen ist, aber sich unter unseren Füßen in Gestalt eines umfassenden und komplexen Netzwerks erstreckt.

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