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Edgar Honetschläger – Edopolis

Künstler*in(nen)
Edgar Honetschläger
Kurator*in(nen)
Dieter Buchhart, Enrico Lunghi

Edgar Honetschläger ist ein Grenzgänger zwischen den Kulturen, der in den letzten zwei Jahrzehnten in New York, Los Angeles, São Paulo, Rom und Wien, vorwiegend jedoch in Tokyo gelebt hat.

Im Bezug auf die Lehre der künstlerischen Disziplinen verbindet er zwei Extreme: das Zeichnen, die ursprünglichste Art des künstlerischen Ausdrucks (man denke nur an die Höhlen von Lascaux), und das filmische Arbeiten mit bewegten Bildern und Ton, eine technisch unendlich reproduzierbare Form, die zu einem Symbol unserer modernen und globalisierten Welt geworden ist.Seiner Arbeit liegt die anthropologische Neugier am „Anderen" zu Grunde. In seinen Zeichnungen und Filmen gibt er kulturelle Phänomene und scheinbar Vorgegebenes mit dem distanziertem Blick von außen wider und verbindet sie mit der gefühlten Innensicht seiner Protagonisten. Während die Zeichnungen etwas Kindliches, Spontanes, Erfrischendes an sich haben, Neugierde und Staunen über das Entdeckte durchscheinen lassen, überraschen die Filme mit der Komplexität ihres Aufbaus. Oft setzen sie sich kritisch mit gesellschaftlichen und historischen Mythen auseinander, verweben diese mit Erlebnissen des Künstlers, gehen an die Wurzeln kultureller Ausprägungen und hinterfragen immer wieder deren angeblichen Ursprünge. 

Das so entstehende Spannungsfeld zwischen individueller Existenz und kollektivem Sein in verschiedenen Kulturen untersucht Honetschläger mit Vorliebe im Bezug auf das Leben in den Megalopolen dieser Welt. Das aktuellste Werk der Ausstellung, die Zeichnungsserie Kappa Goes Tokyo, erzählt beispielsweise in 27 Blättern eine japanische Sage neu. Ein Kappa - das sind Wasserkobolde, die in Tümpeln und Brunnen leben, gerne kleine Kinder und Gurken verschlingen und ihre ganz eigene Art von Weisheit besitzen - macht sich auf in die große Stadt um eine neue Welt zu entdecken. Dort durchlebt er zahlreiche Abenteuer, und lernt zuletzt sogar das Fliegen.Die Geschichte feiert den Wechsel zwischen Genres, Elementen und Aggregatszuständen und spricht ein Plädoyer für die Freiheit der Entscheidung, die der Künstler in der Metropolis verborgen sieht. Auch der Stellenwert des Mediums Zeichnung ist mit dieser Vision von Freiheit verbunden. Es spiegelt seine konsequente Auseinandersetzung mit dem Zweidimensionalen und seinen Streit mit dem Absolut der Zentralperspektive wider. Auch in vielen seiner Filme verwendet er gezeichnete, zweidimensionale Kulissen. So ist in Enduring Freedom, einer filmischen Metapher auf die USA nach 9/11, der Raum zwar mit einem realen Bett ausgestattet, in dem der Schauspieler liegt - Fenster, Glühbirne, Lichtschalter, Ventilator und Gelse sind jedoch auf die Wand gemalt. Die Absage an die westliche Zentralperspektive als Versuch, „absoluten" Sichtweisen zu entkommen, ist ein politisches Manifesto zugunsten kultureller Vielfalt und der Freiheit des Blicks.Die Ausstellung im Casino Luxembourg führt zeichnerische und filmische Arbeiten Honetschlägers der letzten acht Jahre zusammen. Die Absicht, ihre narrative Struktur zu erkunden und die verschiedenen künstlerischen Ansätze zu skizzieren, hat die Auswahl der Werke geleitet.

Ausstellungen

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Partners

In Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Krems, Österreich.