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Jacques Charlier – Art forever

Künstler*in(nen)
Jacques Charlier
Kurator*in(nen)
Enrico Lunghi

1939 in Lüttich geboren, widmet sich Jacques Charlier ab fünfzehn, als vollkommener Autodidakt, seiner künstlerischen Ausbildung. Er sammelt Biographien aller Art, Nachschlagewerke und Kataloge der derzeitigen Modernen Kunst und inspiriert sich systematisch daran. Seine ersten Ausstellungen aus den frühen 60er Jahren tendieren bald zu Inszenierungen von altmodischen, auf Flohmärkten aufgelesenen Gegenständen, in denen ganz oft Fotografien auftauchen. 1963 beginnt er eine Sammlung von professionellen Fotografien in enger Zusammenarbeit mit André Bertrand, einem Arbeitskollegen im Service Technique Provincial von Lüttich (STP, 1957-1977). Damals empfindet er sie lediglich als Reaktion auf die Pop Art und den Nouveau Réalisme. Danach fertigt er transparente Fotovergrösserungen an, die in Leuchtkästen gestellt, später an Tafeln geklebt werden. Mit einem schwarzen Markierstift schafft er Gemälde, die Gegenstände, Personen usw. darstellen (1965-1969). Sein Kunstschaffen entfaltet sich in alle Richtungen: poetische Texte, Gitarre, Fotografie, Herausgabe einer Zeitschrift, Mailart, Gründung einer Kunstentziehungsanstalt usw.

1970 lernt er durch Marcel Broodthaers Fernand Spillemaeckers kennen, der eben die Galerie MTL eröffnet hatte. Dieser veranstaltet die erste Ausstellung der professionellen Fotografien des STP. In den 70er Jahren überschneiden sich mehrere Aktivitäten. Unter dem Impuls der Minimal Art und der Konzeptkunst werden sich die STP-Dokumente weiter entwickeln. Dies ist auch die Epoche der Vernissagen-Fotos, der Fotoromane, der humoristischen Zeichnungen, der musikalischen Experimente.Die 80er Jahre werden von Anfang an von den großen, malerischen Satiren auf die neuen Kunstströmungen geprägt; hinzu kommen nach und nach kleine modellierte Skulpturen. Die 70er Jahre, die auf musikalischer Ebene mit der „after-punk" Gruppe Terril endeten, weichen nun einer Reihe von Liedern, die dank elektronischer Hilfsmittel zustande kommen. Auf jede herausgegebene Kassette folgt ein Konzert (regressive Musik, traurige Lieder, idiotische Lieder). Mitte der 80er Jahre entfaltet Charlier einen ausgesprochenen Geschmack für Inszenierungen, in denen die Malerei ein Element unter vielen ist. Die 1986 in Gent entstandene La chambre d'ennemi mündet schließlich in der Teilnahme von Schauspielern, im Beisetzen von Möbeln und Objekten, die eine phantasmagorische Atmosphäre widerspiegeln sollen. Die in Düsseldorf, Mons und Nantes inszenierte La vie éternelle (1987) bewegt sich in die gleiche Richtung. Ab 1986 bedient er sich immer öfters alter Bilderrahmen, künstlicher Alterungsprozesse und Craqueluren, imaginärer Namen, gänzlich erfundener Kritiken. Fundgegenstände vom Flohmarkt finden wieder Anwendung vor einem Hintergrund „moderner Malerei" und zeugen von der festen Absicht des Künstlers, Style zu brechen, Verwirrung hervorzurufen, Kunstströmungen in implosiven Szenarien zu interpretieren.Das unermüdliche Wechseln von einem Bild zum andern, von einer Szene zur andern, von einer Technik zur andern, um dabei die Spuren zu verwischen, stellt folglich den Kernpunkt dessen dar, was Jacques Charlier mit Nachdruck als seine Aktivitäten bezeichnet.Text: Cécilia Bezzane

Ausstellungen

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