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Luxembourg, les Luxembourgeois

Künstler*in(nen)
Sylvie Blocher, Sanja Ivekovic, Silvio Wolf
Kurator*in(nen)
Enrico Lunghi

Das Casino Luxembourg nimmt an der vom Musée d'Histoire de la Ville de Luxembourg organisierten Ausstellung Luxembourg, les Luxembourgeois (vom 31.03. bis 14.10.2001) mit drei Projekten teil, die vom 31. März bis zum 3. Juni 2001 an verschiedenen öffentlichen Orten der luxemburgischen Hauptstadt zu sehen sind. Mit diesen Projekten werfen die Künstler Sylvie Blocher, Sanja Ivekovic und Silvio Wolf einen außenstehenden Blick auf das gesellschaftliche, geschichtliche und kulturelle Leben der LuxemburgerInnen.Zu dieser Gelegenheit hat die in Frankreich gebürtige Sylvie Blocher ein Video mit dem Titel Men in Pink gedreht, das im Centre Aldringen, einer vielbesuchten Unterführung im Zentrum der Stadt, vorgeführt wird. Men in Pink zeigt einen Homosexuellenchor der fortlaufend zwei Lieder singt, die das zwanzigste Jahrhundert stark geprägt haben: „Die Internationale" (die Sänger tragen dunkle Anzüge, sehen dabei aus wie Bankiers) und „Heigh Ho", das berühmte Lied aus Walt Disneys Schneewittchen und die sieben Zwerge (diesmal haben sich die Sänger rosa Nylonstrumpfhosen über die Köpfe gestülpt, wie für einen Banküberfall). „Die Internationale", ein sozialistisches und kommunistisches Revolutionslied, erinnert an den Kampf tausender Männer und Frauen für eine bessere Welt, während das Lied der 7 Zwerge, das nach einem deutschen Militärlied geschrieben wurde, im Marschtakt für eine unbeschwerte und ideale Welt steht, in der das Glück nur in der Arbeit zu finden ist. Keines der beiden hat sein Versprechen gehalten: vielleicht ist es an der weiblichen, nicht autoritären Seite des Mannes die Nachfolge anzutreten.

Diese Vorführung, eine Anspielung an die Globalisierung und an die neue kapitalistische Wirtschaft, die in Luxemburg eine ihrer Hochburgen hat, und auch an die „Disneyisierung" des Alltags, versteht sich als ironischer Hinweis auf einen versteckten Aspekt der Wirklichkeit. Sowohl vorbeieilende Fußgänger wie auch  Besucher werden unweigerlich mit der idyllischen Begeisterung einer Welt konfrontiert, in der die wahren Mächte verborgen bleiben.Die Lieder werden von den „Caramels Fous", dem ersten, 1982 in Frankreich gegründeten, Homosexuellen-Chor, gesungen.Anlässlich ihrer Teilnahme an der Manifesta 2, der zweiten Ausgabe der europäischen Biennale für zeitgenössische Kunst, die 1998 in Luxemburg stattfand, hat sich Sanja Ivekovic (1949 in Zagreb geboren) für die Geschichte und die Lage der Frauen in Luxemburg und Kroatien interessiert, und im besonderen für das Schicksal einiger Frauen, denen sie in Frauenhäusern begegnet ist, und die anschließend an ihrem Projekt teilgenommen haben. Im Rahmen der Ausstellung Luxembourg, les Luxembourgeois, hat Sanja Ivekovic eine naturgetreue Kopie eines der symbolträchtigsten Embleme des Landes - die Gëlle Fra [Frau in Gold] -, ein den Freiwilligen der beiden letzten Weltkriege und des Koreakrieges geweihten Denkmals, anfertigen lassen. Anders als das Original jedoch steht Sanja Ivekovics Projekt in keinem Zusammenhang mit irgendwelchen Kriegen. Das neue Monument, auf dessen Spitze die Skulptur einer schwangeren Frau zu erkennen ist, ist vielmehr eine Dekonstruktion der Künstlerin der herkömmlichen Repräsentation der Frau und ist gleichzeitig auch eine allgemeine Überlegung über die Machtverteilung.Das Projekt Gli angeli del tempo [Die Engel der Zeit] des 1952 in Mailand geborenen Silvio Wolf erinnert an das Verstreichen der Zeit, an die (angebliche) Unschuld der Kindheit, an das Schicksal/Geschick und an die Macht. An die vierzig Fotos (vergrößert auf 2 x 1 m), die Großherzog Jean als Kind mit seinen Geschwistern zu Beginn der 1920ger Jahren zeigen, sind auf der als italienischer Garten eingerichteten Festungsterrasse ausgebreitet. Diese Terrasse, über welcher die Nationalflagge weht, befindet sich auf halber Höhe zwischen der Oberstadt und dem Pétrusse-Tal, über das sie herausragt. Um die Aufmerksamkeit der Spaziergänger auf die Fotos zu lenken, die sie sonst vielleicht übersehen hätten, hört man aus einigen an den Festungsmauern angebrachten Tonbändern das Lachen und Schreien spielender Kinder. Die neugierig gewordenen Passanten lassen ihre Blicke über die Festungsmauern schweifen um so die Bilder von Kindern zu entdecken, deren Geschick ein ganz besonderes war.

Ausstellungen

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Partners

Sanja Ivekovics Projekt wird unterstützt von Prefalux und Schroeder & Associés SA, Luxemburg.In Zusammenarbeit mit dem Musée d'Histoire de la Ville de Luxembourg und der Stadt Luxemburg.