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Michael Light – 100 Suns

Künstler*in(nen)
Michael Light
Kurator*in(nen)
Enrico Lunghi

100 SUNS ist eine Installation bestehend aus 100 Fotos, die Michael Light aus den U.S. National Archives und dem Los Alamos National Laboratory zusammengetragen hat. Sie dokumentieren die Ära der US-amerikanischen atmosphärischen Atomtests, die teils in Nevada, teils im Pazifik durchgeführt wurden. Die Ausstellung beinhaltet noch bis vor kurzem unter Verschluss gehaltenes Material der geheimen Lookout Mountain Air Force Station in Hollywood, deren RegisseurInnen, Kameraleute und StandfotografInnen zu strengstem Stillschweigen verpflichtet waren. Zwischen Juli 1945 und November 1962 führten die USA nach heutigem Wissensstand 216 atmosphärische und Unterwasser-Atomtests durch. Nach der Unterzeichnung des Vertrags zur Beschränkung von Atomwaffentests [LTBT - Limited Test Ban Treaty] zwischen den USA und der Sowjetunion im Jahre 1963 gingen die Tests unterirdisch weiter. So wurden sie buchstäblich unsichtbar, dafür aber zahlreicher: Bis 1992 führten die USA weitere 723 unterirdische Tests durch.

Der Titel 100 SUNS nimmt Bezug auf J. Robert Oppenheimers Reaktion auf die weltweit erste Atomexplosion in New Mexico. Damals zitierte er eine Passage aus einem klassischen vedischen Text, den Bhagavad Gita: „Wenn das Licht von tausend Sonnen am Himmel plötzlich bräch' hervor, zu gleicher Zeit, das wäre gleich dem Glanze dieses Herrlichen... Ich bin die Zeit, die alle Welt vernichtet." Mit diesen Worten versuchte Oppenheimer das Unbeschreibliche zu beschreiben.

100 SUNS konfrontiert uns auf ähnliche Weise mit dem Unbeschreiblichen: Ohne Beschönigung werden uns eindeutige Beweise für die Tests im Moment der Detonation präsentiert. Die Fotos - die in der Größe aber nicht inhaltlich verändert wurden - sind jeweils mit den Namen, der Detonationskraft in Kilo- bzw. Megatonnen sowie Datum und Ort der Tests versehen. Unterbrochen werden die Explosionssequenzen von Bildern ergriffener AugenzeugInnen, oft in todbringender Nähe zu den Detonationen.Ebenfalls unter dem Titel 100 SUNS veröffentlichte Light im Oktober 2003 ein Buch in sechs Ausgaben in fünf verschiedenen Sprachen, das eine eindrucksvolle Fortsetzung seines 1999 herausgekommenen Bildbands und der gleichnamigen Ausstellung FULL MOON bildet. In seinem ersten umfassenden Archivprojekt beleuchtete Michael Light anhand von NASA-Apollo-Bildern bemannte Mondexpeditionen und nahm die landschaftliche Darstellung und Erhabenheit dieser Welt unter die Lupe. FULL MOON wurde international veröffentlicht bzw. ausgestellt und mittlerweile vom American Museum of Natural History in Manhattan als permanente Ausstellung erworben.Derzeit fotografiert Light aus kleinen Flugzeugen heraus sowohl urbane als auch geologische Ausprägungen des amerikanischen Westens und untersucht dabei Themen wie Kartographie, Vertigo und den Einfluss des Menschen auf das Land. Er veröffentlicht auch weiterhin handgemachte, großformatige Buchobjekte über seine Arbeiten. Eine Handelsausgabe seiner Luftaufnahmen wird demnächst erscheinen.Light stellt sowohl in Amerika als auch international aus. Seine Arbeiten befinden sich in den Sammlungen zahlreicher Museen, Galerien und Institutionen, darunter das San Francisco Museum of Modern Art, The Getty Research Library, The Los Angeles County Museum of Art, The New York Public Library, das Victoria & Albert Museum in London, The Center for Creative Photography und The Museum.

Ausstellungen

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