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Paysages : Constructions et Simulations

Künstler*in(nen)
Oliver Boberg, Alain Bublex, Thomas Demand, Rainer Eisch, Isabelle Hayeur, Valery Koshlyakov, Luca Pancrazzi, Katleen Vermeir
Kurator*in(nen)
Enrico Lunghi

Was wir sehen, hängt ebenso von dem ab, was wir wissen und glauben, wie von dem Bild, das sich nachhaltig unserer Retina aufprägt. Eine objektive Darstellung unserer Umgebung ist daher überhaupt nicht möglich, aus dem einfachen Grund, weil das Gehirn interpretiert, was das Auge übermittelt, und sofort ein mentales Bild schafft, das wir fälschlicherweise für die Wirklichkeit halten. Man könnte allerhöchstens von der individuellen Wirklichkeit jedes Einzelnen sprechen, die wir entweder mit anderen teilen oder auch nicht.Wenn aber die objektive Feststellung einer Wirklichkeit unmöglich erscheint, könnte man das Vorhaben umkehren und eine Wirklichkeit schaffen, die dem mentalen Bild entspricht, das wir uns von ihr machen. Dann stellt sich allerdings die Frage, ob man dadurch die Distanz zwischen dem, was man sieht und dem, was man zu sehen glaubt, völlig aufhebt, oder ob man dadurch erst recht eine neue Distanz schafft, einen Abgrund von neuen Fragen, Zweifeln und Empfindlichkeiten?" Enrico Lunghi.

In Oliver Bobergs Filmen erscheinen die Landschaften und Stadtansichten, obwohl sie völlig konstruiert sind und wie reduzierte Filmkulissen wirken, seltsam vertraut. Neben die künstliche Nachbildung von Hollywood-Studios, die eine Wirklichkeit simulieren, indem sie das Modell einer Wirklichkeit schaffen, die wir wiederzufinden versuchen, stellt Olivier Boberg seine ganz eigene Art der Reproduktion, als wolle er das Klischee weiter unterstreichen.Alain Bublex konstruiert Ansichten bestimmter Pariser Stadtviertel, wie sie hätten sein können, wenn der „Plan Voisin" von Le Corbusier umgesetzt worden wäre. Indem er das utopische Projekt subtil in die tatsächlich vorhandenen Elemente des heutigen Paris einfließen lässt, wirft er die Frage auf, ob die Wirklichkeit tatsächlich der Fiktion vorzuziehen ist.Die Fotografien von Thomas Demand versuchen weder, eine existierende Realität noch eine erträumte nachzuahmen, sondern schaffen eine ganz neue, die den Anforderungen des Fotografen gehorchen und dem Gesetz des Bildes unterworfen ist.In einem Zeitalter, wo das Kino das klassische Filmmaterial abzuschaffen versucht und sich mehr und mehr auf die digitale Technik verlässt, projeziert Rainer Eisch mit einem 16-mm-Projektor künstliche Landschaften, die mit Hilfe virtueller Animation entstanden sind, und kombiniert auf diese Weise zwei scheinbar widerstreitende Techniken.Nur wenn man die weiten Panorama-Ansichten von Isabelle Hayeur aufmerksam betrachtet, fällt einem auf, dass die Bilder auf einer künstlichen Konstruktion basieren. Sie bestehen aus verschiedenen Aufnahmen, die zusammengefügt wurden, wobei die Bruchstellen wegretuschiert und die Übergänge fließend gemacht wurden, um die Illusion der Kontinuität zu bewahren.Valery Koshlyakovs Fantasie wird heimgesucht von den Landschaften seiner Kindheit. In seinen Zeichnungen, Kollagen und großen Installationen vermischt er Erinnerung mit innerer Vorstellung. Mit Hilfe von Karton, Strohlehm und Farbe rekonstruiert er für diese Ausstellung ein Stück aus dem Landstrich, aus dem er stammt.Die Skulpturen von Luca Pancrazzi bestehen aus kleinen Objekten, winzigen Elementen aus der Informatik, sogar aus Staubkörnern, die so geschickt arrangiert wurden, dass sie uns wie riesige städtische Gebäudekomplexe erscheinen.Katleen Vermeir beruft sich auf das Erbe der traditionellen Malerei aus der Renaissance und präsentiert Porträts, von vorne oder im Profil, von reglosen Personen in einem Innenraum mit Fenster, das auf eine allgemeine Landschaft blickt. Aber auch hier ist alles konstruiert. Weder das Video noch die Malerei geben sich damit zufrieden, die Natur und die Welt einfach nur zu kopieren. Stattdessen werden sie nachgebaut oder nachempfunden, um geeignetes Bildmaterial aus ihnen zu gewinnen.

Ausstellungen

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