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Philippe Jacq

Künstler*in(nen)
Philippe Jacq
Kurator*in(nen)
Anne Kayser, Kevin Muhlen

Der 1971 in Algerien geborene und im Süden Frankreichs lebende Künstler Philippe Jacq macht keinen Hehl aus seiner konfliktreichen Beziehung zum Begriff der Identität, sowohl im Allgemeinen als auch in Bezug auf seine eigene Herkunft. Die für seine Arbeit charakteristische Ambivalenz äußert sich eindrücklich in der dreiteiligen Videoarbeit Philippe Jacq, né à Oran en Algérie (Philippe Jacq, geboren in Oran in Algerien), in der eine affirmative Geste des Künstlers - der unentwegt seinen Namen und seine Herkunft niederschreibt - letztlich zur Verneinung seiner Identität führt: Nach und nach weicht die Schrift drei Farbfeldern, die zusammen die Tricolore, die französische Nationalflagge, bilden.

Jacq, der aus Algerien stammt und sich doch zu Frankreich zugehörig fühlt, ist stets auf der Suche nach seiner wahren Identität. Dass die Zurschaustellung patriotischer Symbole ihm prinzipiell suspekt erscheint, ist demnach kaum verwunderlich. Seine jüngsten Arbeiten, in die er teils seine eigenen Kindheitserinnerungen einfließen lässt, hinterfragen folglich den Begriff nationaler Identität, wenn auch nicht ohne Sinn für Humor und eine gewisse Verspieltheit. In missiles patriotes (Patriotische Marschflugkörper, 2007) beispielsweise verwandelt der Künstler die Wahrzeichen verschiedener Länder in Massenvernichtungswaffen. In diesen bunten Zeichnungen, die auf den ersten Blick harmlos wirken, mutieren ein amerikanischer Hamburger, eine russische Matrjoschkapuppe, ein chinesischer Drachen oder ein deutscher Adler zu Raketen, die einzig auf Zerstörung ausgerichtet sind. Das französische Emblem, der Coq français, wird gleichsam als Bote der Vernichtung dargestellt. Bei aller Symbolik bleibt die Frage, ob es sich hier um eine vehemente Kritik oder doch eher eine parodistische Verballhornung nationaler Befindlichkeiten handelt.Im Projektraum des Casino Luxembourg zeigt Philippe Jacq nun eine weitere Abwandlung des französischen Nationalsymbols, das im kollektiven Bewusstsein der Einwohner Frankreichs die Grundeigenschaften des Landes verkörpert: Stolz, Beharrlichkeit, Mut und Fleiß. Im Umkehrschluss ließe sich aber auch sagen, dass der Hahn Gefühllosigkeit und Arroganz symbolisiert und mit seiner Krone letztlich eher grotesk aussieht. Diese Ambivalenz des Symbols ist es, die Philippe Jacq interessiert. In seiner Arbeit mutiert der Hahn zum Feder-Wipptier, wie man es von Kinderspielplätzen her kennt. Muss man daraus schließen, dass Philippe Jacq die Idee der Landeszugehörigkeit als Spiel versteht, als eine Art Mechanismus, dessen Bewegungen wir ausgesetzt sind? Die drei von der Decke des Projektraums baumelnden und sich langsam um sich selbst drehenden ausgestopften Hähne bestärken diesen Eindruck...

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Im Rahmen von: Prix d'art Robert Schuman - Best of.