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stanley brouwn

Künstler*in(nen)
stanley brouwn
Kurator*in(nen)
Michel Assenmaker, Eric Brunier, Enrico Lunghi

vom 3. märz bis 29. april 2001 präsentiert das casino luxembourg arbeiten von stanley brouwn.in der eingangshalle steht ein tisch auf dem sich ein aluminiumstreifen von 1m länge (baumaß des casino luxembourg) befindet. in allen anderen räumen befindet sich am fußboden ein kubus dessen seitenlängen einem alten europäischen stadtmaß entsprechen.im usammenhang mit dieser ausstellung erscheinen zwei publikationen : on 2 march 2001 stanley brouwn will walk a total distance of x feet (124 seiten) und an imaginary column of 30 feet on place guillaume in luxembourg (148 seiten) in zusammenarbeit mit l'office, école nationale supérieure des beaux-arts de dijon.eine weitere stanley brouwn ausstellung findet vom 9. februar bis 22. april 2001 im musée d'art moderne et contemporain in strasburg statt. diese präsentiert die verschiedenen aspekte der entwicklung seiner arbeit, von den „this way brouwns" (1960) bis heute. die beiden ausstellungen ergänzen sich. 

die arbeiten brouwns entziehen sich einer stilistischen festlegung. unmittelbar aus erfahrungen des täglichen lebens entwickelt, zielen sie darauf ab, ein bewußtsein zu schaffen für das bewegen in der welt (im engeren wie im weiteren sinne). ihr konzeptueller charakter zeigt sich bereits in den seit 1960 entstandenen arbeiten „this way brouwn": brouwn ließ sich von passanten unter zuhilfenahme von stift und papier wegbeschreibungen zwischen seinem standort und einem zielort in amsterdam erklären, wobei es ihm um die zurückzulegende entfernung ging. die gewichtung von visueller und verbaler erläuterung differierte. erhalten blieb die skizze mit dem stempel „this way brouwn". 1970 entstanden im stedelijk museum schiedam arbeiten, die aus jeweils zwei auf dem fußboden parallel laufenden linien mit 50cm abstand bestanden, die in unterschiedlicher länge auf verschiedene städte gerichtet waren. das publikum konnte sich zwischen den linien jeweils um mehrere meter in die richtung der betreffenden orte bewegen („walk 6 m in the direction of tokyo; walk 11 m in the direction of rangoon," etc.; kat. 'la paz', schiedam 1970). 1971 unternahm brouwn eine reise von holland nach nordafrika über belgien, frankreich, spanien, marokko, algerien und zurück, während der er jeden tag eine präzise zählung der schritte vornahm, die er in jedem land zurücklegte, das er auf seiner reise durchquerte (projekt mit dem stedelijk museum amsterdam ; kat. 'steps', amsterdam 1971). bereits 1967 eignete sich brouwn (lebens-) welt an, indem er begann, in mehreren ländern jeweils 1m2 boden zu erwerben, u.a. in den niederlanden, dänemark, belgien, surinam, japan, schweden, türkei, deutschland. für die weitere arbeit spielte die gegenüberstellung von physikalischer und vom menschlichen körper abgeleiteter norm eine zentrale rolle. in 1 step (1973) übertrug brouwn die länge eines zurückgelegten schrittes millimeterweise auf 847 karteikarten. während auf anderen arbeiten auf papier wie 1000 mm (1974) absolute entfernungen formuliert sind, geht es bei 300 km 1 :100.000 (1976), 1 step 1 :12, 1 :6, 1 :3 on 1 m (1976) um die umsetzung in andere distanzen und bei 1 m, 1 step (1977) um die gegenüberstellung unterschiedlicher maßeinheiten (alle arbeiten kunstmuseum wolfsburg).hatte brouwn bislang seine messungen auf papier übertragen, entstanden zehn jahre später messungen aus metall, die per se als messwerkzeuge gelten können: 1 foot, 1 ell, 1 step, 1 m (1987) ; 1 x 1 foot, 1 x 1 ell, 1 x 1 m (1991) und 1/8 x 1/8 x 1/8 ell, 1/16 x 1/16 x 1/16 ell, 1/32 x 1/32 x 1/32 ell (1994). mit den beiden letztgenannten werken erweiterte brouwn seine untersuchungen auf die zweite, beziehungsweise dritte dimension. diese werke aus metall (kunstmuseum wolfsburg), die auf 1/100 millimeter genau gearbeitet wurden, sind von brouwn zuvor als messwerkzeuge benutzt worden. die an den werken sichtbaren gebrauchsspuren sind daher keine makel, sondern bürgen für die authentizität einer kunst, die bestandteil von lebenspraxis ist. in allen werken dieser art sind die maße brouwn-elle (47 cm) und brouwn-fuß (26 cm) identisch. das schrittmaß variiert jedoch in jeder arbeit. dieses längenmaß ist als einziges der genannten bewegungsabhängig, d.h. abhängig von der momentanen befindlichkeit des gehenden individuums. das gehen spielt im gesamten werk brouwns als elementare tätigkeit des menschen eine zentrale rolle, da es das zurücklegen von entfernungen am unmittelbarsten erfahrbar macht.indem brouwn seine körpermaße (brouwn-maße) physikalisch genormten maßen gegenüberstellt, bindet er das bedürfnis nach intersubjektiver verständigung (konventionen, normen) an die erfahrung des einzelnen zurück. die eigene physis wurde schließlich zum maßstab für die gestaltung der unmittelbaren umgebung: es entstanden möbel (seit 1978), türen (seit 1985) sowie entwürfe von gebäuden (seit 1987). in diesem kontext bestellte brouwn in fachgeschäften installationsrohre, spanplatten, usw., wobei die „meterware" nach brouwn-maßen bemessen wurde: die alten maße fuß, elle und schritt kehren in brouwns arbeiten in das alltagsleben zurück, indem sie als messinstrumente eingesetzt werden. das verdeutlicht, dass sich brouwn nie als zeichner oder bildhauer verstanden hat, sondern dass die konzeption letztlich über die wahl des materials beziehungsweise des mediums entscheidet, das prinzipiell gleichwertig ist (z.b. arbeit und titelkarte mit ihrer typografie und größe; video, buch). dies bedeutet allerdings auch, dass ein ausdrücklicher verzicht auf informationen (die seine person oder eine systematische erfassung seines œuvres betreffen) ebenfalls materialcharakter erhält. im château d'oiron und im petit palais, musée d'art moderne in genf, befinden sich seit 1993 beziehungsweise 1994 arbeiten, die an die reise nach nordafrika anknüpfen, indem sich entfernung und zeit zur bewegung verdichten: neben vier messlatten (1 fuß, 1 elle, 1 schritt, 1m) auf separaten tischen ist jeweils die information zu lesen: „stanley brouwn befindet sich im moment x fuß (bzw. x ellen/dchritte/meter) entfernt von diesem punkt."holger broeker (kunstmuseum wolfsburg) in: saur allgemeines künstlerlexikon, 1996das entscheidende element in der folgenden arbeit ist die distanz zwischen stanley brouwn und anderen personen (1996):„in diesem moment beträgt die distanz zwischen stanley brouwn und marie adams x fuß; die distanz zwischen stanley brouwn und john adams y fuß, und die distanz zwischen marie adams und john adams z fuß. das aus den distanzen entstehende imaginäre dreieck hat von moment zu moment eine andere seitenlänge, abhängig von der position der drei beteiligten personen."in brouwns porträts von personen (1991) wird die gemessene körperlänge der jeweiligen person übertragen auf einen aluminiumstreifen. in porträts von antiken säulen wird die höhe der entrsprechenden säule umgesetzt in einen aluminiumstreifen. in porträts von räumen werden länge, höhe und breite übertragen. die als aluminiumstreifen präsentierten porträts können auch als drahtrolle in einem kleinen karton präsentiert werden.ab 1987 entstehen arbeiten mit allen längenmaßen aus diversen ländern und städten, z.b. 1 x 2 x 3 pé (brasilien) ; 1/2 x 1/4 x 1/8 cavezzo (venedig) ; 1/4 x 1/4 x 1/2 aune (liège).bei den folgenden arbeiten (1997) hat brouwn beim einkauf des materials seine eigenen maße (brouwn-fuß, brouwn-elle) benutzt: in einem eisenladen für ein eisenrohr : 13 fuß; in einem holzladen für einen holzbalken: 7 ellen. für andere arbeiten sind zum einkauf alte maße benutzt worden, z.b. für spanplatten: 1 x 1 royal cubit; 2 x 2 royal cubit (ägyptisches längenmaß ca. 2500 v. chr.).in einigen arbeiten werden maße, u. a. meter und alte längenmaße dem goldenen schnitt entsprechend unterverteilt (1994).

Ausstellungen

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