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Strange Paradises

Künstler*in(nen)
Haluk Akakçe, Line Bergseth, Mark Divo, Vidya Gastaldon & Jean-Michel Wicker, Suchan Kinoshita & Hasje Boeyen, Mischa Kuball, Ugo Locatelli, Bady Minck, Christian Pantzer, Jorge Pardo, Philippe Paul Schmit, Georgina Starr, Bert Theis

1998 hatte Bert Theis die permanente Installation Domaine de Marcel et Joseph konzipiert, einen regelrechten Ort „ästhetischer Erholung". Von diesem Werk ausgehend stellt das Casino Luxembourg vom 15. April bis 25. Juni 2000 Künstler aus, die zu diesem Anlass eine sehr persönliche Interpretation des Begriffes „Paradies" abliefern. So präsentiert Strange Paradises für die einzelnen Räume des Casino Luxembourg eigens konzipierte Projekte von Künstlern, die sich im Allgemeinen an der Schnittstelle der gewöhnlichen Kunstkategorien bewegen.

Ob geistige Metapher oder Ausdruck eines unersetzlichen hic et nunc, wird das Paradies in komplexen Vorrichtungen artikuliert, bestehend aus Wandzeichnungen, gefertigten Gegenständen, Installationen, Videoprojektionen, Fotos, sogar aus einem funktionellen Café.In der Antike bezog sich das Wort Paradies (Wort persischer Herkunft) auf die königlichen Gärten, in denen wilde Tiere gehalten wurden. Mit dem Christentum wurde das Paradies zum Synonym des Ortes, an dem Adam und Eva im Einklang mit der Natur lebten, bevor sie zu einem Leben auf Erden verdammt wurden; es war ebenfalls der Ort, an dem die Christen das ewige Leben nach dem Tod fanden. Seit jeher gilt das Paradies als eine Insel des Friedens und des Glücks. Im hohen Mittelalter wurde das Paradies oft mit der Vorstellung des „Jüngsten Gerichts" in Verbindung gebracht (Jan Van Eyck, Roger van der Weyden usw.). Die Romantiker sahen darin das Verlangen nach einer „reinen" Welt. Im 19. Jahrhundert assoziierte es Baudelaire mit dem mentalen Zustand eines Menschen im Opiumrausch: eine Art psychologisches Paradies, in dem man der Gesellschaft entrinnt (Les Paradies artificiels). Diese Idee wurde von Sigmund Freund aufgegriffen, der sie unter dem Blickwinkel der Psychoanalyse und des Unterbewusstseins weiterentwickelte. Heute ist das Paradies zum Inbegriff grenzenlosen Genusses und uneingeschränkter Freiheit geworden, was auch immer das bedeutet...Das Vorgehen der Künstler - gezwungenermaßen subjektiv und als solches beansprucht - beruht auf zwei Gesichtspunkten: die Möglichkeit durch die einzelnen Arbeiten persönliche und poetische Welten zu schaffen sowie die Vielfalt der möglichen Assoziationen, die durch die Überschneidung verschiedener Disziplinen und Kulturen entstehen.Haluk Akakçe präsentiert ein Video, das den Übergang zu einer „reinen" Welt thematisiert, Line Bergseth taucht uns ein in eine Blumenwelt, Mark Divo bringt seine persönliche und chaotische Welt zum Ausdruck, Vidya Gastaldon und Jean-Michel Wicker schaffen eine sinnliche und zugleich ätherische Welt, Suchan Kinoshita und Hasje Boeyen konfrontieren uns mit dem ewigen Warten, Mischa Kuball setzt das Licht sowie seine Überlegung durch eine „unreine Erde" in Szene, Ugo Locatelli ortet das Paradies und erstellt davon die Karte und Taxonomie, Bady Minck subvertiert die kitschige Landschaft von Haiders Österreich indem sie eine Hütte des geheimen Widerstandes errichtet, die ans Internet angeschlossen ist, Christian Pantzer installiert eine Cafeteria, Jorge Pardo eine Siebdruckmaschine, Philippe Paul Schmit gestaltet einen Lichtübergang in die Finsternis und Georgina Starr spielt Szenen ihres persönlichen Universums nach, während Bert Theis seine Installation Domaine de Marcel et Joseph „aufpoliert" und reaktualisiert.Die Künstler bringen verschiedene Universen in Berührung, die der visuellen Kunst, der Architektur, dem Design und dem Kino entspringen: Auch wenn die Gesamtheit der Projekte kein Paradies in sich gestaltet, so zeigen die Arbeiten vielleicht, dass es keine allgemeine Paradiesvorstellung  für die ganze Menschheit geben kann und dass der Inbegriff des Paradieses an eine grundlegende Grenze des menschlichen Denkens stößt: die der Ewigkeit. Alle Gespräche mit den Künstlern haben in der Tat zur gleichen Schlussfolgerung geführt: das Paradies, ein Ort des ewigen, unveränderlichen Friedens, würde sehr bald zur Hölle werden...

Ausstellungen

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Partners

Mit der Unterstützung von: Fondation de l'Architecture et de l'Ingénierie Luxembourg. In Zusammenarbeit mit Arendt & Fils und Miroiterie Origer s.a., The British Council, Mondriaan Stichting, Prohelvetia.