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Sylvie Blocher - Living Pictures and Other Human Voices

Künstler*in(nen)
Sylvie Blocher
Kurator*in(nen)
Enrico Lunghi

Die Arbeiten von Sylvie Blocher befassen sich mit dem Wort, dem Affekt, den Emotionen, dem Weiblichen im männlichen Körper, dem Männlichen im weiblichen Körper, der Einzigartigkeit, dem Andern, der Autorität und der subversiven Macht dieser Eigenschaften, die in jedem von uns verborgen sind. Um diese Eigenschaften ans Licht zu bringen und festzuhalten bedient sich Sylvie Blocher seit rund zehn Jahren der Videokunst, einer Technik, die ihr erlaubt, „die Bilder in Bewegung zu setzen, um ihnen so das Wort zu geben".

Die Videoserie Living Pictures stellt einen wichtigen Teil der Ausstellung dar. Seit 1992, als Sylvie Blocher beschloss, jegliche Herstellung von Objekten einzustellen, arbeitet sie an dieser in progress Videoserie, die alle nach dem gleichen Schema entstehen: Die Künstlerin stellt einzelnen durch Zufall begegneten Personen Fragen zu einem bestimmten Thema; der Betrachter hört nur die Antworten. Die einzelnen Personen werden auf Anzeige hin kontaktiert. Auf diese Weise zusammengebracht, bilden sie "falsche Gruppen" - wie die Künstlerin sie nennt. Das Drehen des Videos geschieht in einer einzigen Aufnahme, ohne vorheriges Casting: Jede Person, die zur Verabredung kommt, wird, mit ihrem Einverständnis, in der Endfassung erscheinen. „Mal liebe ich sie, mal hasse ich sie" sagt die Künstlerin „und ich muss mich zuerst mit meinem eigenen Affekt auseinandersetzen, um mit der Arbeit beginnen zu können." Ihre Fragen dürfen weder persönlich sein noch wiederholt werden, jedoch zweideutig, damit alle möglichen Formen der Nähe oder der Distanz, der Intimität oder der Entfernung offen bleiben. Sylvie Blocher bittet ihre "Models" sich hinter der Leere der Kamera einen geliebten oder gehassten Menschen vorzustellen. Bei dieser Gegenüberstellung mit dem andern, zeichnet Sylvie Blocher alles auf, um am Ende nur die Momente der Gelöstheit zurückzubehalten, in denen die befragten Personen jede zugewiesene oder angepasste Rolle ablegen und über sich hinaus wachsen: „Sie spielen nicht mehr, sie sind". So schafft sie einen eigenartigen und verwirrenden Raum, in dem die Personen einen Bruch mit ihrer eigenen sozialen Identität zu erleiden scheinen. Sie erkennen sich nicht wieder. Diese Entwicklung geschieht immer aufgrund einer Erschütterung, wenn das Gefühl Überhand nimmt und sie anfällig macht, ähnlich eines unkontrollierten Erscheinens ihres Ichs. Andere Arbeiten (Nuremberg 87, Le jugement de Pâris, Pratiques quotidiennes pour rendre la vie présentable.u.a.) zeugen von Sylvie Blocher's vielfältigem Engagement, sowohl für politische und menschliche Themen als auch Fragen welche die Erinnerung mit einbeziehen.La violence c'est le lisse (1995, Sammlung FRAC Bourgogne), einziges Werk der Ausstellung das keine Videoinstallation ist, besteht aus einem Satz/Slogan und aus Zeichnungen, die an der Wand angebracht sind. Die erotischen Zeichnungen von Geschlechtsakten, ob heterosexuell, homosexuell oder zwischen Tieren, sowie die Zeichnungen, die sich aus Auflistungen sexueller Schimpfwörter aus dem erotischen Wörterbuch der französischen Sprache zusammensetzen, sind gegenüber dem Schriftzug nur schwer erkennbar und unterbrechen den "Macht" -Einfluss des Slogans. Dieses Werk ist in der Eingangshalle des Casino Luxembourg zu sehen und dient sozusagen als Einleitung zur restlichen Ausstellung.

Ausstellungen

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Partners

Die Publikation zur Ausstellung ist mit der Unterstützung der AFAA (Association Française d'Action Artistique, Paris) realisiert. Die Ausstellung wird unterstützt vom Ministère de la Culture et de la Communication - Délégation aux arts plastiques, Paris.